Coutances liegt ein Stück im Landesinneren an der Westküste der Manche. Die Stadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich und soll sogar dem Cotentin seinen Namen gegeben haben. Sehenswert und berühmt ist vor allem die Cathedrale, die zu den schönsten der Normandie zählt. Wirklich hundefreundlich ist Coutances aber nicht – eher neben Bayeux die Kleinstadt mit den meisten Hundeverbotsschildern pro Einwohner. Wie Ihr den Besuch trotzdem für Zwei- und Vierbeiner angenehm gestaltet, erzähle ich Euch in diesem Artikel.
Schon von weitem grüßt die Cathedrale, die zusammen mit der Innenstadt auf einem Felsvorsprung thront. Nachts leuchtet sie in verschiedenen Farben. Der Stadtkern selbst ist klein, wuselig und (trotz der geringen Größe) unübersichtlich. Bei meinem Besuch ist Markt, der CGT demonstriert gegen die Rentenreform, die Schulen veranstalten die Stadtrallye, die Dämonen auf der Cathedrale spuken das Regenwasser auf Passanten, gefühlt ist überall Stau und der Bratwurstduft hängt über allem. Ja, Coutances hat zweifelsfrei etwas. Für eine Stadt dieser Größe sogar richtig viel: Geschäfte, Theater, pittoreske Gassen, Ausstellungen.
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Einst siedelte hier der gallische Stamm der Uneller hier. Bis heute findet Ihr daher Anspielungen auf die Gründerväter der Stadt, wie das Center Animation Unelles am Rand der Innenstadt. Im 3. Jahrhundert wurde die Stadt Cosedia unter der Herrschaft von Kaiser Constantius Chlorus in Constantia umbenannt. Von dem Namen der Region soll sich der heutige Cotentin ableiten. Die Geschichte der Stadt fördert erstaunliches zu Tage: So gehörte sie zwischendrin den Bretonnen (erzählt es nicht weiter), wurde von den Wikingern geplündert. Erst Geoffroy de Montbray, ein Kampfgefährte von Wilhelm dem Eroberer, verhalf der Stadt im 11. Jahrhundert rund um die neue Cathedrale zu neuer Blüte. Dennoch blieb sie umgekämpft, litt im 100-Jährigen Krieg und während der Religionskriege. Und mehrmals unter der Pest. Im Ersten Weltkrieg war sie wichtige Garnisonsstadt und im Zweiten Weltkrieg wurde die Innenstadt während der Befreiung grausam zerbombt. 300 Menschen kamen ums Leben, die Cathedrale blieb verschont. Heute hat Coutances rund 8.400 Einwohner. Stadt und Umland tragen das Label "Ville et pays d’art et d’histoire". Außerdem ist die Region "Toutourisme" zertifiziert. Das bedeutet für Euch als Hundeurlauber, dass Ihr in der Touristinfo in Coutances ein Willkommenspaket für Euch und Euren Hund sowie einen Wegweiser bekommt. Frisches Wasser natürlich auch!
Die prominentesten Sehenswürdigkeiten sind die Kathedrale und der botanische Garten. Beide Sehenswürdigkeiten dürft Ihr nicht mit Hund besuchen, am Park hängen die Verbotsschilder unübersehbar. Ich weiß aber von Urlaubern, dass sie beide Örtlichkeiten in der Nebensaison auf Nachfrage vor Ort auch mit Hund besichtigen konnten. Also: Fragen lohnt, unter Umständen findet Ihr einen netten Ansprechpartner vor Ort, der beide Augen zudrückt. Verlassen könnt Ihr Euch darauf nicht.
Dennoch: Die Kathedrale solltet Ihr unbedingt besuchen! Zur Zeit (April 2023) ist sie zum Teil noch eingerüstet, aber dennoch einen Besuch wert. Die Kirche wurde ursprünglich im romanischen Stil erbaut und schließlich im klassisch-normannischen Stil der Gotik umgebaut und erweitert. Dabei ist ein außergewöhnliches Bauwerk entstanden, das heute als eines der schönsten Sakralbauten der Basse Normandie gilt. Mir hat es besonders der Laternenturm angetan, der sich in schwindelerregende Höhen schraubt und das Licht durch die Kathedrale fluten lässt. Aber auch die Kapellen, die Fenster und die Orgel sind eine nähere Betrachtung wert. Ihr könnt die Kathedrale auf eigene Faust kostenlos besichtigen oder in der Tourist-Info einen Audio-Guide auf Französisch oder Englisch leihen (Kosten: 3 Euro). Außerdem könnt Ihr an Führungen der unteren Bereiche und der oberen Bereiche (inklusive Laternenturm) teilnehmen. Diese Führungen werden in der Saison auch auf Deutsch angeboten. Infos bekommt Ihr bei der Tourist-Info. Auf eigene Faust solltet Ihr für den Besuch 30 Minuten einplanen, die Tour mit Audioguide dauert 45 Minuten, eine Führung 90 Minuten.
Tipp: Wenn Ihr Fotos machen wollt, nehmt ein Stativ mit! Die Lichtverhältnisse im Inneren der Kathedrale sind schwierig. (Ich hatte keins dabei und habe mich sehr geärgert).
Der Botanische Garten in Coutances zählt zu den ältesten in der Normandie. Er wurde 1852 bis 1855 angelegt. 1859 schenkte der Eigentümer Monsieur J.J. Quesnel de la Morinière den Garten der Stadt. Ihr könnt heute außergewöhnliche Bäume, kunstvolle Blumenmosaike, prachtvolle Beete und blühende Büsche bewundern. Der Garten ist eine wundervolle Oase der Ruhe, in der über 47.000 Pflanzen blühen. Außerdem findet Ihr ein kleines Museum im Garten. Im Sommer verzaubern musikalische Lichtspiele abends den Park. Der Eintritt ist frei. Im Park befindet sich ein Museum mit Wechselausstellungen, die ebenfalls ohne Eintritt zu besichtigen sind (Dienstag bis Samstag, 14 bis 18 Uhr). Für den Garten solltet Ihr eine halbe bis eine Stunde Zeit einplanen (ohne Museum).
Wenn Ihr die Stadt zu mehreren besucht, könnt Ihr Euch beim Besuch von Kathedrale und Botanischem Garten abwechseln. Auch im Rest der Stadt gibt es viel zu sehen, sodass es dem Wartenden nicht langweilig wird. Nur direkt unter die Wasserspeier der Kirche solltet Ihr Euch nicht stellen, beim typisch normannischen Schauerwetter speien diese nämlich wirklich schwallweise Wasser.
Ein guter Verweiltipp ist auch die Brasserie La Taverne du Parvis am Marktplatz (siehe Restaurants). Auch auf dem Wochenmarkt könnt Ihr Euch die Zeit vertreiben.
Ich liebe Städte ja sowieso am meisten von der Rückseite, erkunde gerne Hinterhöfe und verschlafene Gässchen. Coutances eignet sich ganz hervorragend, um sich durch die Straßen treiben zu lassen. An den Hauptverkehrswegen gibt es viele kleine Geschäfte – Deko, Souvenirs, Bekleidung – auch wenn der Exodus der Gewerbetreibenden auf die "Grüne Wiese" in Coutances eingesetzt hat. Ihr könnt mittelalterliche Häuser und entdecken und stattliche Villen, verschiedene Kirchen und Kapellen. In der alten Pfarrkirche Saint-Nicolas finden vor allem in den Sommermonaten Kunstausstellungen statt. Lasst auch die Verbindung von alter und moderner Bausubstanz auf Euch wirken: Die Fischhalle ist ein Beispiel für die Architektur der Reconstruction und steht heute genauso unter Denkmalschutz, wie so manches ehrwürdiges Gebäude der Stadt. An Markttagen (Dienstagnachmittag: Biomarkt; Donnerstagvormittag: Wochenmarkt) bekommt Ihr hier fangfrischen Fisch und Meeresfrüchte. Inspiration für Euren Bummel durch die Innenstadt bekommt Ihr auf der Seite des Fremdenverkehrsbüros. Den Stadtrundgang könnt Ihr gut zusammen mit Hund absolvieren, bitte nehmt genügend Kotbeutel mit (in der Stadt gibt es nämlich keine). Für den gemütlichen Rundgang könnt Ihr gut eine bis anderthalb Stunden Zeit einplanen.
Parks und Gärten sind in der Innenstadt von Coutances rar gesät. Entspannt mit dem Hund Gassi gehen und relaxen könnt Ihr rund um die Sportanlagen. Hier befinden sich unter anderem der Städtische Campingplatz und eine Skateanlage sowie ein Hallenbad. Vom Parkplatz aus könnt Ihr Richtung La Vallee spazieren, wo ihr die Reste des aqueduc de Coutances aus gallorömischer Zeit entdecken könnt (und ein paar verwunschene Bauen hinter der ehemaligen Mühle). Über die Rue des Piliers und die Rés des Vignettes gelangt Ihr zu einem Wanderparkplatz beim Étang de Bulsard, einem kleinen Fischteich.
Wenn Ihr körperlich fit seid, könnt Ihr Coutances über den Wanderweg "Trois Vallees" umrunden. Die Wegstrecke ist 12 Kilometer lang und führt (ich muss es leider schreiben) immer wieder mal bergauf und bergab. Dafür bekommt Ihr aber schöne Natur und interessante Einblicke in die Stadt. Die Wanderung könnt Ihr hier einsehen und runterladen (auf Französisch, eine ausführliche Beschreibung ist in Bearbeitung).
In der näheren Umgebung könnt Ihr weitere Sehenswürdigkeiten mit Hund entdecken:
Das Städtchen Coutances bietet Euch zahlreiche Restaurants, nicht alle davon lassen Hunde in die Gasträume. Empfehlen können wir Euch unter anderem:
Coutances hat für tierische Notfälle eine gute Tierklinik, die Clinique verterinaire
des pommiers
64 B Avenue division Leclerc
50200 Coutances
Tel: +33 2 33 45 17 68 (auch Notdienst)
Mo-Fr: 8.30- 12.15 und 13.45 - 18.45
Sa: 8.30 - 12.15 und 13h45 - 18h
Die Parksituation in Coutances ist – gewöhnungsbedürftig! Die Verkehrsführung in der Innenstadt ist chaotisch, und an Markttagen kann es schon mal vorkommen, dass Ihr im Stau steht. In der Innenstadt selbst könnt Ihr in der Zone bleue parken, erkennbar an der blauen Fahrbahnmarkierung (maximal eine Stunde im Parkuhr).
Super bequem parkt Ihr auf einem der Parkplätze außerhalb des Stadtkerns. Von diesen kommt Ihr fußläufig in rund fünf Minuten in die Innenstadt. Alle Parkplätze sind komplett kostenfrei.
Wenn Ihr mit dem Wohnmobil unterwegs seid, empfehle ich Euch, den Camping Municipal anzusteuern. Ihr findet ihn etwas außerhalb des Stadtzentrums bei den Sportanlagen. Ganzjährig geöffnet. Wie oft bei den Municipal, einfach und in die Jahre gekommen, aber für eine Nacht in Ordnung (vor allem, weil es sonst leider nicht viele Möglichkeiten in der Stadt gibt). Infos: https://www.coutances.fr/camping/. Zu Fuß braucht Ihr circa 20 Minuten in die Stadtmitte.
Wir haben Coutances schon öfter besucht, für diesen Artikel nochmal extra im April 2023. Stand der Informationen 2023.