Rund um Saint-Germain-sur-Ay – zwischen Erde und Meer

Nachdem wir im Sommer 2018 wegen Idgies Erkrankung zu Nesthockern mutiert waren, haben wir im Frühherbst dann wieder angefangen, neue Wanderrouten zu erkunden. Und weil es uns rund um Saint-Germain ja ohnehin gut gefällt und wir uns gerne beim Alltagsgassi in und um den Ort bewegen, lag es nahe, auch mal das GPS-Gerät mitzunehmen und eine kleine Wanderung daraus zu kreieren.  Auf dieser Wanderung könnt Ihr den kleinen Ort Saint-Germain kennenlernen, lauft ein Stück durch die Salzwiesen, könnt am Corps de Garde aufs Meer schauen und ein bisschen was vom Hinterland sehen. Der Rundkurs ist 7,7 Kilometer lang und stellt Euch und Eure Hunde vor keine allzu großen Herausforderungen. Festes (wasserdichtes) Schuhwerk ist trotzdem empfehlenswert, an einigen Stellen kann es, vor allem im Winterhalbjahr, schon mal feucht-fröhlich werden.

Zwei Border Collies liegen im Herbstlaub in der Normandie.
Idgie und Ben auf einem der typischen Bocagewege auf dieser Wanderung.

Saint-Germain-sur-Ay – ein authentisches normannisches Dorf

Postkarte aus Saint-Germain-sur-Ay
Historische Aufnahme aus Saint-Germain-sur-Ay (undatiert).

Als ich das erste Mal nach Saint-Germain-sur-Ay/Bourg gefahren bin, war ich von dem kleinen Ort mit seinen vielen Steinhäusern fasziniert. Fast schien es, als sei die Zeit stehen geblieben. Das ist natürlich nicht so, trotzdem lässt es sich hier gut leben. Sehr gut sogar. Und auch ganz nett wandern und spazieren gehen. Wir starten also am Terrain Multisports in Saint-Germain und laufen erst mal ein Stück durch den Ort selbst. Vor allem im Sommer, wenn überall Rosen, Stockrosen und Hortensien blühen, liebe ich den Gang durch den Ort. Die bunten Farben kontrastieren wunderbar zu dem Grau der Steinhäuser. Im Herbst rankt der wilde Wein wild und fröhlich um die Gemäuer und setzt Akzente. Wie alt der Ort genau ist, lässt sich nicht genau sagen, es wird vermutet, dass schon die Kelten am Havre siedelten. Funde belegen, dass es wohl zu Zeiten der römischen Besatzung eine Siedlung gegeben hat. Die Kirche – aufgenommen in die Liste der Monuments Historiques – stammt aus dem 11. Jahrhundert. Der Name Saint Germain de Focherville taucht erstmals um 1150 auf. Erst Ende des Jahrhunderts erhält der Weiler den Namenszusatz "sur Ay". Ein Abstecher ins romanische Kirchengebäude lohnt auf alle Fälle.

Bildimpressionen aus Saint-Germain-sur-Ay

Raus in die Natur

Das Gebäude der Ferme des Mares spiegelt sich im Süßwassersee.
Die Fermes des Mares in Saint-Germain-sur Ay, Hotel und Restaurant, früher Farm und Reitstall.

Am Ende des Dorfes gelangt Ihr zu zwei kleinen Süßwasserseen mit Picknickplatz. Am Rand des Parks befindet sich die Ferme des Mares – ein feines Hotel mit einer eben solchen Küche. Von hier aus lauft Ihr durch die Weidelandschaft bis zum Havre. Havre? Ja, früher war hier wirklich ein Hafen, in dem Salz verschifft wurde. Jetzt kommt das Wasser nur noch bei den Grandes Marées so hoch, dass Ihr nasse Füße bekommt. Den Rest des Jahres wachsen hier Queller und andere würzige Kräuter. Mit denen schlagen sich die Schafe, die hier ein ungebundenes und freies Schafleben führen dürfen, den Bauch voll. Auch für den menschlichen Verzehr sind die Salzwiesenkräuter geeignet.

Vorgelagert an der Bucht liegt der Corps de Garde. Dieses kleine Wachhäuschen wurde 1669 errichtet, um den Hafen vor feindlichen Übergriffen zu schützen. Ein winziger Raum, ein paar Schießscharten, ein Kamin – so sah die Behausung für die Männer aus, die ein wachsames Auge auf das Meer haben mussten. Der Corps de Garde ist heute mein ganz persönlicher Zen-Kraftort. Hier sitzen, aufs Meer schauen, den Wind um die Nase wehen lassen ist perfekt, um alles andere aus Herz und Hirn zu verbannen. 

Bildimpressionen vom Havre und Corps de Garde

Der Weg durch Weiden und Felder

Der weitere Spaziergang führt Euch ein bisschen in die Dünen, bevor Ihr in die Felder abbiegt. Rechts und links noch ein paar kleine Häuser, bevor das Gemüse das Bild bestimmt, das für diese Region so charakteristisch ist: Karotten und Porree. Hättet Ihr gewusst, dass der Lauch, den Ihr in Deutschland als französische Ware kauft, wahrscheinlich in den sandigen Böden des Cotentin angepflanzt wurde? Hier gedeiht er nämlich besonders gut. Zwischen Poree, Karotten und Hecken leben Fasane und Rebhühner und mit etwas Glück laufen sie auch direkt vor Euch über den Weg. Im Moment geht hier sogar ein offizieller Wanderweg entlang und der gelbe Pfeil zeigt auf rechts. Jetzt müsst Ihr die Straße D650 überqueren. Besonders im Sommer solltet Ihr dabei Vorsicht walten lassen – nur die wenigsten fahren wirklich nur die vorgeschriebenen 80 km/h.  Ihr quert eine kleine Steinbrücke und gelangt in den Weiler Salnel. Der Wanderweg führt eine  andere Route, als ich sie gelaufen bin. Der Grund: Der kleine Ort ist sehenswert und hat eine Besonderheit des Cotentin zu bieten: Eine Porte à Flot. Mit diesen sich selbst öffnenden und schließenden Toren an den Zuflüssen zum Meer gelang es, die Sümpfe des Cotentin zumindest teilweise trockenzulegen. Wenn die Flut kommt, macht die Tür zu. Läuft das Wasser ab, wird das Tor geöffnet. Zumindest in den Sommermonaten kann so das Sumpfgebiet beweidet und landwirtschaftlich genutzt werden. In den Wintermonaten kehren die Marais dann in ihre sumpfige Anmutung zurück und es entstehen unendliche Seenlandschaften.

Bildimpressionen aus Salnel

Zurück Richtung Saint-Germain-sur-Ay

Infografik zur Wanderung in Saint-Germain-sur-Ay

Ich kann mich noch erinnern, wie ich mit den Hunden das erste Mal in Salnel war und eine Bäuerin nach dem Rückweg nach Saint-Germain gefragt habe. Ebenso gut hätte ich nach dem Weg zum Nordpol fragen können – so unvorstellbar erschien es der Frau das Stück zu Fuß zu gehen. Dabei ist es wirklich nicht weit. Der offizielle Wanderweg mit gelber Bake führt jedenfalls nach dem Ortsausgang erst über einen typischen Bocage-Weg und dann einen Gemeindeverbindungsweg bis nach Fenouillère. Auch dieser Weiler ist sehenswert und einen Rundgang durch den Ort wert. Zurück nach Saint-Germain kommt Ihr, wenn Ihr dem Hinweis "Circuit No. 4" folgt. Weitere Hinweise werdet Ihr auf diesem Hohlweg keine finden (Franzosen scheinen allgemein eine bessere Orientierung zu haben und kommen deswegen ohne Wegzeichen aus), aber wenn Ihr im Sinn geradeaus lauft, kommt Ihr auf Höhe des Ortes an der D650 heraus. Diese müsst Ihr erneut umsichtig überqueren, um wieder Richtung Ausgangspunkt zu gelangen.

 

Hinweis: Wir haben die Wanderung im September 2018 gemacht, der Artikel ging im Oktober 2018 online. Kartenmaterial überarbeitet am 15. November 2019.


Interaktive Karte

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Saint-Germain-sur-Ay
Rund um dcen Havre und die Bocage-Landschaften in Saint-Germain-sur-Ay
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