Mittelalter erleben – ein Rundgang durch den Château Fort de Pirou

Der Château Fort de Pirou am Rande des Cotentin zählt mittlerweile zu einer der prominentesten Sehenswürdigkeiten der Region. Denn die Anlage ist gut erhalten, viele Gebäude instand gesetzt. Und so könnt Ihr hier einen wirklich authentischen Eindruck einer mittelalterlichen Trutzburg in der Normandie erhalten. Und Eure Hunde können Euch ganz unkompliziert begleiten. 

Der Château Fort die Pirou in der Basse-Normandie.
Le Château Fort de Pirou liegt etwa zwei Kilometer im Landesinneren von Pirou-Plage entfernt.

Das Mittelalter ruft – in die Feste am Rand der Sümpfe

Wie mag sie wohl ausgesehen haben, die Gegend um Pirou, im 12. Jahrhundert? Der Verlauf der Küstenlinie dürfte noch ein völlig anderer gewesen sein. Schiffbar waren die Havres bis nach Lessay hinein. Die Landschaft ringsum war geprägt von Sümpfen und Heiden.  Auf dem Landweg sicher kein leichtes Durchkommen für Freund und Feind. Ein ideales Siedlungsgebiet war die Sumpflandschaft wohl auch nicht. So entstand der Château Fort in Pirou auf einer kleinen Felseninsel inmitten eines künstlich angelegten Teichs, der auch heute noch den Graben um das Schloss bildet. Einst sollen fünf Tore den Zugang zur Burg verwehrt haben, erhalten beziehungsweise wieder aufgebaut sind derer noch drei. Im wieder aufgebauten vierten Tor könnt Ihr drei Leoparden erkennen, die als das Wappen des Königs von England und Herzog der Normandie Richard Löwenherz gelten. Wenn Ihr das Tor durchschreitet, findet Ihr Euch in einem mystischen Park mit uralten, knorzeligen Bäumen wieder. Enten paddeln durch den Schlossgraben und hinter einem Nebengebäude grast friedlich eine Kuh. Die Nebengebäude rund um das Schloss sind interessant: Es gibt hier eine Bäckerei, eine Mosterei samt alter Presse, einen Gerichtssaal und die Sankt-Lorenz-Kapelle. Diese kleine Kapelle hat es mir besonders angetan, mit ihren spartanischen Bänken und dem spärlichen Licht. Vergesst nicht, einen Blick an die Decke zu werfen: Sie erinnert an einen umgedrehten Schiffsrumpf und wurde aus Fassdauben gebaut. In mitten diesem Gewölbe schwebt ein Kruzifix und die räumliche Wirkung von geschnitzter Figur und dem Holzmosaik ist wirklich außergewöhnlich. Direkt über dem Eingang hängt zudem ein Schiffsmodell.

Impressionen

Der Teppich von Pirou – gestickte Geschichte

Der Teppich im Schloss Pirou zeigt die Eroberung Siziliens und wurde in Handarbeit gefertigt.
Der Teppich von Pirou wurde dem Vorbild in Bayeux nachempfunden und in der selben Technik gefertigt.

Im ehemaligen Gerichtssaal findet Ihr den Teppich von Pirou. Teppich? Pirou? Ja, ganz ähnlich wie das berühmte Vorbild in Bayeux erzählt auch dieser Wandteppich eine Geschichte. Die der Ankunft der Wikinger auf dem Cotentin bis hin zur Eroberung Siziliens. In der Tat ist dieser Wandteppich dem berühmten Vorbild in Bayeux nachempfunden, stammt aber aus dem 20. Jahrhundert. Geschaffen wurde er von Thérèse Ozenne auf Anregung von Abbé Marcel Lelégard, der seit 1966 neben dem Erhalt der Abbaye de La Lucerne auch für den Wiederaufbau der Burg Pirou verantwortlich zeichnete. 20. Jahrhundert hin oder her: Thérèse Ozenne musste den Teppich in Bayeux genauestens studieren und fertigte zunächst Reproduktionen des Originals an, um die Technik zu lernen und die künstlerische Ausdrucksweise zu verinnerlichen. Dann  ging sie ans Werk, 16 Jahre, von 1976 bis 1992 saß sie an dem monumentalen Opus. Jeden Tag drei Stunden, mit einem Arbeitsfortschritt von anderthalb Zentimetern pro Stunde. 58 Meter Stickerei sind so entstanden, die Ihr jetzt im Schloss in Pirou besichtigen könnt (einen Teil im Original, ein Teil als Reproduktion, die den gesamten Gerichtssaal umspannt).

Im Herzen des Schlosses

Eingang zum Schloss Pirou in der Normandie.
Früher war anstelle der Steinbrücke eine echte Zugbrücke.

Nach dem Eintauchen in die Geschichte kommt Ihr jetzt zum Herzstück der Anlage, dem Schloss selbst. Dieses betretet Ihr über eine Steinbrücke, die die ehemalige Zugbrücke ersetzt hat. Aber wenn Ihr in Eurer Kindheit Ritter- und Mittelalterfilme geschaut und gemocht habt, wird das Kopfkino jetzt einsetzen und Euch bewaffnete Horden zeigen, die über die Holzbrücke ins Freie sprengen oder den edlen Ritter, der in letzter Sekunde Zuflucht in der Festung findet, bevor die Zugbrücke eilends empor gezogen wird. Im Innenhof des Schlosses – auch hier ist ein alter Baum der romantische Blickfang in der Mitte – könnt Ihr zwei Gebäude sehen, die alte Logis zur rechten und die neue Logis zur linken. Ein dritter Gebäudeteil, der Bergfried, wurde wohl schon im 18. Jahrhundert abgerissen. Von innen besichtigen könnt Ihr von der alten Logis die Wachstube, die Küche und den Speisesaal im 1. Stock (schaut Euch diese Holztreppe an, die hinaufführt!). Am Ende der alten Logis kommt eine sehr schmale und zum Teil steile Treppe, die Euch auf den Rundgang über die Zinnen der Burg führt. Spätestens hier werdet Ihr Euch wie die Verteidiger der Anlage fühlen, die Angreifer mit Pech oder einem Pfeilhagel abwehrten. Ihr könnt hinauf steigen bis auf den viereckigen Turm aus dem 15. Jahrhundert. Mit etwas Glück, beziehungsweise bei gutem Wetter, könnt Ihr von hier aus bis zum Meer schauen. Achtung: Der Gang ist schmal und die Gebäude selbst extrem niedrig, zieht also besser den Kopf ein! Am Ende des Festungswalls führt Euch wieder eine Treppe nach unten und Ihr habt Euren Rundgang beendet.

Impressionen

Mein Fazit: Schloss Pirou mit Hund – lohnt sich das?

Der Rundgang durch den Château Fort de Pirou fand ich persönlich sehr interessant. Auf dem kleinen Areal bekommt Ihr unglaublich viel Wissen über die Anlage und normannische Geschichte vermittelt. Der Besuch mit Hund ist ganz entspannt, allerdings habe ich die Border nicht in alle Räume mit genommen, sondern draußen an den Hinweistafeln festgemacht, um in Ruhe ein paar Fotos zu schießen. Ihr könnt aber alle Gebäude mit Hund betreten, inklusive des Festungswalls, falls Eure Hunde keine Probleme mit steilen Treppen haben. Die Border haben diesen Part jedenfalls lässig gemeistert. Nehmt unbedingt Kotbeutel mit!  Ihr könnt einen Besuch auch bei schlechtem Wetter einplanen, allerdings sind die Außenanlagen extrem sehenswert. Wenn Ihr in den Innenräumen Fotos schießen wollt, empfehle ich Euch den Einsatz eines Stativs, um die Iso nicht bis zum Anschlag hochdrehen zu müssen.

Schloss Pirou – praktische Hinweise

Öffnungszeiten:

vom 11. April bis 8. Mai (Schulferien)

Täglich von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

9. Mai bis 7. Juli

Geöffnet von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Montag und Dienstag geschlossen, Pfingstmontag geöffnet

vom 8. Juli bis 3. September (Sommerferien)

Täglich von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

vom 4. September bis 2. Oktober

Geöffnet von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 18 Uhr. Montag & Dienstag geschlossen

Tage des Kulturerbes, 16. und 17. September :

10 bis 18 Uhr (ermäßigter Eintritt!)

vom 21. Oktober bis 5. November (Herbstferien)

Täglich von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet.

vom 11. November bis 12. November

Geöffnet von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr.

vom 17. Dezember bis 7. Januar (Weihnachtsferien)

Täglich von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Am Ersten Weihnachtsfeiertag geschlossen.

 Tickets könnt Ihr unter folgendem Link online bestellen, um Wartezeiten zu vermeiden: Online-Tickets Château Pirou.

Für den Rundgang braucht Ihr circa eine Stunde. Der Eintritt beträgt für Erwachsene 8 Euro (ermäßigt 6,50 Euro), Kinder von 7 bis 17 Jahren zahlen 5 Euro, Kinder unter 7 Jahren haben freien Eintritt. Für Gruppen besteht die Möglichkeit, eine Führung zu buchen. Ansonsten bekommt Ihr an der Kasse einen gedruckten Guide auf Deutsch, in dem Euch die wichtigsten Dinge erkärt werden. In der Saison finden auch Veranstaltungen auf dem Burggelände statt. Mehr Infos (Französisch, Englisch, Deutsch): Château Fort de Pirou. Wenn Ihr außerdem die Abbaye de La Lucerne (circa eine Autostunde entfernt) anschauen möchtet, bekommt Ihr dort einen ermäßigten Eintrittspreis.

Hinweis: Dieser Text basiert auf meinen Recherchen und meinem Besuch vor Ort. Text und Bilder unterliegen dem Copyright und dürfen nicht ohne meine Genehmigung kopiert und/oder veröffentlicht werden, auch nicht auszugsweise.  Stand der Informationen: Juli 2023.

 

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