Guinguette, Paillote, Buvette: Die schönsten Orte für den Sommer in der Normandie

Ganz ungezwungen ein Gläschen trinken, den Apéro genießen, Musik lauschen, etwas zum Knabbern oder frisches Seafood auf dem Tisch: der perfekte Tag in der Normandie. Unter den zahlreichen gastronomischen Betrieben werden zunehmend auch solche wiederbelebt, die schon fast als ausgestorben galten: die Guinguette, die Paillote und die Buvette. Als Erfindung neuerer Tage kommt auch noch das restaurant Éphémère dazu. Ich stelle Euch die verschiedenen Restauranttypen vor.

Fast wäre diese schöne Restauranttradition verschwunden, doch nun erfährt sie eine Renaissance: die Guinguette. Der Begriff „Guinguette“ stammt vom französischen Wort „guinguet“, das eine Art billigen, säuerlichen Weißwein aus dem Weinberg Weinbergen des Clos Guinguet bezeichnete. So zumuindest eine Theorie. Eine andere Hypothese besagt, dass der servierte Wein die Trinker zum „Guinguer”, also zum Tanzen und Feiern, veranlasste. Wahrscheinlich ist beides richtig!

Diese Lokale entstanden im 19. Jahrhundert und vor allem im Pariser Umland entlang der Seine bis nach Rouen. Eines ist sicher: gefeiert, getanzt und getrunken wurde in den Guinguettes immer und mit Freuden. Auch im Fluss gebadet. Süßer Sommer-Müßiggang! Live-Musik und Tanz gehören wie der Wein zur DNA der Guinguette. Die Verschmutzung der Flüsse und das damit verbundene Badeverbot in denselben machte nach dem Zweiten Weltkrieg den Guinguettes den Gar aus. Jetzt werden sie wieder entdeckt, gerade auch in der Normandie! Sauren Wein muss heute allerdings niemand mehr trinken.
So unterscheidet sich die Guinguette von Paillote und Co: Die Guinguette ist relativ groß und liegt traditionellerweise an einem Fluss. Es gibt regionaler Speisen, zünftige Livemusik. Die Guinguettes offerieren Euch (meist) Platz, um das Tanzbein zu schwingen. Andere haben Platz zum Spielen und Relaxen geschaffen. 

Das Bild zeigt das Gemälde "Le Déjeuner des canotiers" (Das Frühstück der Ruderer) von Auguste Renoir, gemalt auf der Terrasse des Maison Fournaise, einem Hotel mit Tanzlokal auf der Insel Chatou (1880-1881) und unterstreicht die Bedeutung, die die Guinguettes Ende des 19. Jahrhunderts hatten. Und habt Ihr den Hund entdeckt? Bild: Pierre-Auguste Renoir, Public domain, via Wikimedia Commons

In der Normandie könnt Ihr zum Beispiel in diese Guinguettes einkehren:

• La Minoterie - Domaine Laure Sourdin ist eine schöne Gartenwirtschaft am Fluss bei Quettreville-sur-Sienne. Diese Guinguette gehört zu einer jungen Cidrerie, entsprechend bekommt Ihr Cidre, Birnenwein und Apfelsaft aus eigener Herstellung. Außerdem könnt Ihr Cocktails mit und ohne Alkohol und Tapas genießen. Wegen Umbauarbeiten öffnen sie dieses Jahr erst am 11. Juli. Infos: https://laminoterie.com/
• Chez Maguie in Granville ist von Mitte April bis Ende September geöffnet und ein gutes Beispiel für eine moderne Guinguette: Hier gibt es Livemusik und kleine Speisen, in mediterranem Ambiente in einem kleinen Park direkt am Fischereihafen (Square Pléville). Infos über die Facebook-Seite: https://www.facebook.com/maguiegranville 
• Die Guinguette im Château Martinvast wird von verschiedenen Vereinen unterhalten. CherBOUGEtoi und Le Krill haben die letzten Sommer eine Guinguette an den Quais von Cherbourg betrieben, die vor allem von jungen Leuten sehr gut besucht wurde. Für 2025 konnte mit der Stadt keine Einigung erzielt werden, sodass man den Umzug in den Schlosspark von Martinvast beschlossen hat. Martinvast liegt etwas außerhalb von Cherbourg, und der Schlosspark war früher frei zugänglich. Die neuen Schlossherren und -damen haben mit der Location viel vor, die Guinguette ist ein Teil eines umfassenden Eventprogramms. Infos zum Programm und zum Verein: https://lekrillcherbourg.fr/la-guinguette/ und zum Schloss und zur Domaine: https://www.epopee-des-sens.fr/
• Die Guinguette du Marais liegt am Flüsschen La Jourdan, nördlich von Carentan. Geöffnet ist von April bis September täglich zum Mittagessen, im Juli und August auch Freitag- und Samstagabend. Ihr bekommt kleine Snacks und Gerichte, aber auch eine Lammhaxe für eine Gruppe ab 8 Personen. Vom Port Jourdan könnt Ihr auch mit einem kleinen Boot, einer elektrischen Barke, den Fluss runter fahren. Infos gibt es hier: https://www.decouvertemarais.com/guinguette/
• Die Brasserie Insulaire liegt auf einer Insel am Fluss Andelle in Charleval (Eure) und lädt Euch ein, in ihre idyllische und industrielle Welt einzutauchen. Von Mai bis September ist die Guinguette Insulaire, nur 30 Minuten von Rouen entfernt, geöffnet. Auf der Karte stehen Craft-Biere, lokale Softdrinks, Wein, Cidre – es ist für jeden Geschmack etwas dabei! Als feste Grundlage werden Tapas, Croques und Tartines gereicht. Infos: https://brasserie-insulaire.com/la-guinguette-insulaire/

Kleine, mit strohgedeckte Hütten, die irgendwo an den Strand hin gewürfelt wurden, das sind die ursprünglichen "Paillotes". Der Begriff leitet sich von "paille" wie Stroh ab. Die einfachen, strohgedeckten Hütten, die überall an den Küsten Frankreichs zu finden waren, sind der Inbegriff für cooles Sommerfeeling.  Mal temporär, mal dauerhaft: Hier werden frische Fische und Meeresfrüchte serviert, auch lokale Spezialitäten stehen hoch im Kurs. Vor einigen Jahren noch gab es wirklich in jedem Dorf am Strand in der Basse-Normandie eine solche Paillote. Heute sind Paillotes meist feststehende Gebäude, die im Sommer geöffnet sind, mit einer ungezwungenen, urlaubstypischen Stimmung. Aber auch die echten Paillotes sind wieder im Kommen, mehr oder weniger provisorische Hütten, die Euch mit Meerblick Getränke, Snacks und Livemusik kredenzen. Wir lieben das leicht improvisierte, was den einfachen Paillotes anhaftet, genauso wie das etwas professionellere Ambiente der großen Strandbars. Auch Konzerte gehören  zum Repertoire der Paillotes. Insgesamt sind Paillotes sehr chillige Plätze, perfekt für einen Sundowner. 

Das unterscheidet die Paillotes von den Guinguettes: Im Gegensatz zur Guinguette, die eher im Grünen und für Tanz und Musik steht, sind Paillotes mehr auf den Strand und das Meer fokussiert, mit einem Schwerpunkt auf Meeresfrüchte und Fischgerichte. Nicht erwarten dürft Ihr eine komplette Speisekarte wie in einem Restaurant, und auch das Ambiente ist eher urig denn gediegen. Die Übergänge zwischen Guinguette und Paillote sind fließend, oft werden heute die Begriffe synonym gebraucht! 

Wir lieben folgende Strandbars – die Liste ist nicht vollständig, da ständig auch wieder neue Paillotes dazu kommen:

• Die Paillote in Bretteville/Ay hat eine so gute Entwicklung genommen, erst 2024 konnten die jungen Betreiber vom alten Standort in eine größere Hütte direkt am Strand umziehen. Dieses Jahr wurde der Außenbereich nochmals erweitert. Auf den Tisch kommen Getränke, Kaffee, kleine Snacks. Infos auf der facebook-Seite: https://www.facebook.com/profile.php?id=100091188454908
• Eine ähnliche Erfolgsgeschichte ist die West-Bar in Pirou, ein "Kind" der Corona-Pandemie. Zwischen Campingplatz und Strand könnt Ihr sitzen und Euch erfrischen. Kleine Snacks helfen Euch über den kleinen Hunger hinweg. Infos auf der facebook-Seite: https://www.facebook.com/westbarpirou
• Auch Le Boa in Gouville-sur-Mer ist sehr beliebt, und die neuen Betreiber Claire und Maxime empfangen Euch dort mit handgemachten Speisen wie Burger, Tapas und Tagesgerichten. Coole Drinks versüßen Euch warme Sommertage. Veranstaltungen runden das Angebot ab. Infos: https://www.facebook.com/boacoffeeandfood
• La Cahute in Bricqueville-sur-Mer genießt einen gewissen Kultstatus, und diese Paillote hat auch noch den echten Charme einer Strohhütte. Serviert werden lokale und biologische Produkte, on the top gibt es handgemachtes Eis, im Sommer auch Konzerte. Infos:  La cahute resto rapide.
• Die Paillotes de Carolles ist ein Treffpunkt für Kitesurfer und der ideale Ort, um bei einem Drink den Sonnenuntergang zu genießen. Sitzbänke, Liegestühle und Spiele für Kinder – hier gibt es alles. Man sitzt zusammen bei Meeresfrüchten oder vegetarischen Burgern und Entrecôte für die Hungrigsten. Infos auf der facebook-Seite: https://www.facebook.com/p/paillote-de-carolles-100068186736457/?locale=fr_FR
• Le DLB ist der neue coole Spot in Saint-Germain-sur-Ay. In den Dünen in Richtung FKK-Strand gelegen sitzt Ihr hier bei Cidre, Bier oder Wein und könnt frische Austern schlürfen, die direkt vom Betrieb nebenan stammen. Außerdem gibts Tapas, Pizza und ab und an Livemusik. Ideal für einen Zwischenstopp, wenn Ihr durch die Dünen wandern wollt. Infos: https://www.facebook.com/profile.php?id=61557440025882&locale=fr_FR
• Nicht vergessen dürfen wir die Mutter aller coolen Strandbars in der Basse-Normandie, La Cale in Blainville-sur-Mer, eine echte Kultlocation. Die Speisenauswahl ist klein, aber alles, was auf den Teller kommt, ist sehr lecker und mit ausgewählten Zutaten gekocht. Live-Musik gibt es hin und wieder auch, und die Terrasse im Sand ist bei Sonnenuntergang die schönste in der Manche. Infos über die facebook-Seite: https://www.facebook.com/imern8siov?locale=fr_FR

Eine "Buvette" ist ein Trinklokal oder eine Schänke. Oder auch einfach das, was wir als Büdchen kennen. Buvettes müssen nicht zwangsläufig am Meer liegen, sie können auch Bestandteil eines Marktes oder Festes sein (dann eben auch nur für ein Wochenende hingezimmert). Die einfachen Lokalitäten servieren Euch Getränke wie Wein, Bier oder Spirituosen, manchmal auch kleine Snacks, wie etwa Crêpes oder Galettes. Buvettes dienen hauptsächlich der schnellen Erfrischung, können aber auch gesellige Treffpunkte sein. Die klassischen Buvettes sind mittlerweile vom Aussterben bedroht und werden zunehmend von Foodtrucks abgelöst. Eigentlich schade! 

Schnell was auf die Hand und in die Kehle bekommt Ihr hier:

• Le Cabanon in Anneville-sur-Mer verwöhnt Euch mit Getränken und Crêpes, Eure Liegestühle stehen in den Dünen und die Füße badet Ihr im Sand. Geöffnet ist nur die Sommermonate über.

Einen Tick schicker, exklusiver sind Restaurants Éphémères. Das Wort leitet sich vom Substantiv l'éphémère, wie die Eintagsfliege ab und meint mithin das, was im angelsächsischen Pop-Up-Restaurant bezeichnet wird. Hier könnt Ihr neben dem coolen Ambiente eben auch eine richtige Speisekarte erwarten. Solche Pop-Up-Restaurants sind in der Normandie noch nicht allzu weit verbreitet, aber ich lege Euch an dieser Stelle ausdrücklich das Restaurant L'Ephémère zwischen Omaha Beach und Pointe du Hoc ans Herz. Schon das Ambiente im Garten eines romantisch-maroden Châteaus ist außergewöhnlich, sehr chillig und romantisch. Das Essen ist wirklich kreativ, sowohl von der Zubereitung als auch von der Darreichung und obendrein megalecker. Nebenan könnt Ihr auch Cidre und Calvados kaufen, den ich Euch ebenfalls empfehle. Ihr solltet im Restaurant allerdings reservieren (geht auch online), denn ein Geheimtipp ist es schon lange nicht mehr. Infos: https://www.lephemere-restaurant.fr/

Die hier erwähnten Betriebe stellen lediglich eine Auswahl ohne Anspruch auf Vollständigkeit dar. Die Werbung hier erfolgt kostenlos, unverlangt und aus Überzeugung.