Wald, manchmal muss es einfach Wald sein, trotz des Meeres vor der Haustür. Die Manche hat nicht gerade viel davon, ist das am spärlichst bewaldete Département in ganz Frankreich. Sturm Ciarán im November 2023 gab vielen unserer Wälder den Rest. Also, wohin gehen, wenn es Wald sein soll? Die Antwort lautet: Nach Rocheville, südwestlich von Cherbourg. Außer Wald gibt es dort noch mehr zu entdecken, kommt mit!
Rocheville ist ein Dorf, wie es sie noch viele gibt in der Manche. Nur knapp 600 Einwohner, das Gemeindegebiet ist überwiegend von Landwirtschaft geprägt. Wiesen und Ackerland machen 85 Prozent der Landfläche aus, immerhin sieben sind bewaldet. Diesem Wald hat der Sturm auch heftig zugesetzt, doch Gemeindeverwaltung und die BürgerInnen haben im Frühjahr 2024 kräftig hingelangt, um den Wald wieder zugänglich zu machen. Und so konnte, anders als in anderen Orten der Manche, schon zeitig wieder die Wanderstrecke freigegeben werden. Der Rundkurs misst circa 9 Kilometer, außerdem könnt Ihr bei Bedarf den Weg verkürzen, wenn Ihr nicht ganz so weit laufen mögt.
Offiziell beginnt die Rundwanderung im Zentrum von Rocheville, wo Ihr einen großen Parkplatz und eine kleine Bar findet. Wir sind allerdings zum Parkplatz im Wald gefahren, was den Vorteil hat, dass Ihr zweimal zu den tollen Felsen kommt und den Höhepunkt der Wanderung, die allée couverte de la Petite Roche, als krönenden Abschluss habt. Die Zufahrt ist allerdings etwas holprig!
Der Wanderparkplatz liegt im Schatten des Waldes, außerdem findet Ihr hier Picknickgruppen und sogar Mülleimer. Der Ort ist im Sommer stark frequentiert: Auch viele EinwohnerInnen von Cherbourg zieht es in den Zauberwald. Oberhalb des Parkplatzes kommt Ihr direkt zu den Petites Roches. Zwischen den wild hingewürfelten Felsbrocken lässt es sich gut hindurchklettern (sichert Eure Hunde aber entsprechend). Der Wanderweg führt unterhalb des Wanderweges zu den Großen Felsen, die noch ein ganzes Stück imposanter im Wald liegen. Wie eine große Festung recken sich die Steine zwischen den Buchen empor. Ihr könnt kleine Geheimgänge erkunden oder auch auf den Gipfel des Felsens klettern, der Euch ein fantastisches Panorama über die Gegend erlaubt.
Von den Großen Felsen aus führt der Wanderweg erst durch Wiesen, Felder und Bocage, bevor Ihr bei Les Riolleries wieder auf eine Kreuzung mit der Straße D167 stoßt. Hier sollte die Route direkt in den Wald reinführen, war aber bei unserer Wanderung völlig unpassierbar. In diesem Fall lauft Ihr einfach links ein Stück die Straße entlang und biegt dann rechts wieder in einen relativ breiten Waldweg. Nach wenigen hundert Metern seid Ihr wieder auf der richtigen (und gekennzeichneten) Route. Ihr durchquert jetzt einen ziemlich großen Mischwald, der zum Teil leider auch in früheren Stürmen schon in Mitleidenschaft gezogen wurde. Große Flächen zeigen Euch, wie lange es dauert, bis wieder ein neuer Wald entsteht. Nämlich ewig!
Ganz zum Schluss stoßt Ihr auf die Allée couverte, die lokal den Namen Pierres aux Druides, Allée couverte du Grand-Breuil trägt. Sie ist seit 1906 als Monument Historique qualifiziert, steht also unter Denkmalschutz. Das hat sie davor bewahrt, dasselbe Schicksal zu erleiden, wie andere Megalithanlagen auf dem Gemeindegebiet, die einfach verschwunden sind, zerstört oder entfernt wurden, wie die Allée couverte du Catillon oder der Dolmen de la Table aux fées. Die Allée couverte des Forges, die manchmal auch als Galerie des Forges bezeichnet wird, wurde 1903 kurzerhand zum Schottern eines Weges verwendet. Quelle honte! Bis heute befindet sich die Megalithanlage in keinem guten Zustand (auch wenn die Gemeinde bemüht ist), imposant ist sie aber dennoch.